Fresko-Kunsträtsel

No.02/2016

WER BIN ICH?

„Als autodidaktischer Landschafter dilettierte er fröhlich weiter bis zum eigentlichen Studium“, schrieb einer meiner ersten Biografen in seinem ihm eigenen launig-sorglosen Tonfall. Spätere Chronisten notierten respektvoller „bereits als Jugendlicher offenbarte sich in ersten Landschaftszeichnungen sein außergewöhnliches Talent“. Mit Begabungen war ich reichlich gesegnet, statt Maler hätte ich ebenso gut auch Musiker werden können, schon als Dreikäsehoch durfte ich als ordentliches Mitglied in dem „braven, ambitionierten“ städtischen Orchester mitspielen. Meine Wahl stand jedoch fest: Gleich nach dem Abitur kehrte ich meiner beschaulichen Heimatstadt im Ausland den Rücken und ging nach München.

Zeichenschule, Akademie, Liebesabenteuer, Reisen, Verlobung, Hochzeit, Kind – mein Leben wäre damals perfekt gewesen, hätten meine Frau und mich nicht ständig Geldsorgen geplagt. Wir arbeiteten beide für unseren Unterhalt, wobei ich das Salz und sie das Brot verdiente. Oft hetzte ich vom Atelier nach Hause, kochte, wusch Windeln, besorgte den Haushalt, „Wille und Disziplin ist alles“, notierte ich damals in mein Tagebuch. Neue Freunde, die Aufbruchstimmung in der Kunst und eine Reise zu den Farben des Südens waren wie Initialzündungen für mein Schaffen.

Dann kam der Krieg. Einige meiner engsten Künstlerfreunde starben, mit ihnen viele unserer Visionen und Träume. Ich hatte Glück, ich überlebte, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass ich abseits der Front meinen Dienst versehen konnte. Nach dem Krieg sei mir der Erfolg „wie eine reife Frucht in den Schoß“ gefallen – ganz so, wie es der saloppe Herr Biograf formulierte, verhielt es sich selbstredend nicht. Aber mit dem ersten, mehrjährigen Vertrag, den ich mit einem Münchner Galeristen abschließen konnte, begann tatsächlich eine vielversprechende Zeit. Ich wurde mit einer großen Retrospektive geehrt, unterrichtete meine eigenen Schüler und Studenten und wagte mit meiner ersten Ausstellung in Amerika den Sprung über den Atlantik. In diesen Jahren entstanden Werke, die heute jedes Kind kennt.

Die verbrecherische Bande, die dann die politische Macht übernahm und die ganze Welt ins Chaos stürzen sollte, wurde auch mir zum Verhängnis. Es begann das, was meine Biografen „Spätphase im Exil“ nennen und die leider nur noch sieben Jahre währte.

Wer bin ich?

– Wer bin ich? –

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Auflösung des Kunsträtsels aus Fresko 01/2016: Gustav Klimt (1862–1918)