Olga & Co.

Künstlerinnen aus der Russischen Avantgarde

No. 04/2012

Begabt, innovativ und selbstbewusst – erstmals in der Geschichte der Kunst treten Anfang des 20. Jahrhunderts gleichberechtigt Künstlerinnen der russischen Avantgarde neben ihren männlichen Kollegen an die Öffentlichkeit.

Die Namen Olga Rosanova, Alexandra Exter, Natalja Gontscharova, Ljubov Popova, Warwara Stepanova oder Nadeshda Udalzova sind nur wenigen geläufig – und das, obwohl sich Russland schon früh die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf die Fahne geschrieben hatte. Denn während russische Avantgardekünstler wie Malewitsch, Tatlin, Lissitzky oder Larionow durchaus bekannt sind, bleiben ihre weiblichen Pendants oft im Hintergrund. Dabei waren sie weit mehr als Vorreiterinnen der Emanzipation: Mit ihren künstlerischen Visionen verantworteten sie maßgeblich die Avantgarde-Bewegung in Russland.

Anders als im Westen war es den Frauen in Russland schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts erlaubt, Kunstakademien zu besuchen. Künstlerinnen, die aus bürgerlichen Häusern stammten und es sich leisten konnten, auf Reisen zu gehen, tauschten sich mit der künstlerischen Avantgarde anderer europäischer Länder wie Frankreich, Italien und Deutschland aus. Dabei entstand ein ganz eigener Stil, den es nur in Russland gibt: der Kubo-Futurismus. Den Avantgardistinnen ging es in ihrer Kunst allerdings nicht um Politik, sondern um die freie Ausübung ihres Metiers. Sie waren Wegbegleiterinnen – Schwestern – der russischen Revolution, was die Macher der Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen zu dem Titel der Schau inspiriert hat. Dort werden aus der Zeit zwischen 1907 und 1934 rund 80 Meisterwerke der zwölf „Schwestern“ gezeigt, darunter Arbeiten, die bislang erstmals in Deutschland zu sehen sind. Und wie bei jeder guten Ausstellung – und diese ist hervorragend – gibt es eine Geschichte zu erzählen, die nicht jeder kennt: Zwei der Werke – Farbrhythmen von Exter und Architektonische Komposition von Popova – wurden zwar im Katalog abgedruckt, blieben aber im Depot, nachdem bezüglich ihrer Echtheit Zweifel aufgekommen waren. Kunst ist manchmal abenteuerliches Geschäft. um

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Schwestern der Revolution
Ausstellung im Wilhelm- Hack-Museum, Ludwigshafen 
Bis 17. Februar 2013 Katalogbuch zur Ausstellung 
Hg. Reinhard Spieler, Nina Gülicher
Hirmer Verlag € 39,90 
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Die Parallelausstellung Revolution in der Kunst – Russische Avantgarde um 1920 
ist im Museum Moderner Kunst in Passau noch bis zum 13. Januar 2013 zu sehen.