Verbotenes Glück

Madras in den Neunzigern

No. o3/2013

„Er riecht an sehr heißen Tagen nach Ingwer und bildet sich ein, nie Angst zu haben“, sagt die 13-jährige Nachbarin über Unni Chacko, den talentierten Cartoon-Künstler und Leser neuropsychiatrischer Fachliteratur, der sich mit 17 das Leben genommen hat.

Unni stürzte sich vom Dach des Mietshauses und hinterließ keinen Abschiedsbrief. Ousep, sein Vater, ein ehemals erfolgreicher Autor und nun schwerer Trinker, stellt drei Jahre später Nachforschungen an. Der letzte Comic seines Sohnes und die unfassbaren Aussagen der Freunde stellen ihn vor ein Rätsel, das er unbedingt lösen möchte. Das verbotene Glück der anderen, der zweite Roman des in Delhi lebenden Autors Manu Joseph, spielt im Madras der Neunziger Jahre. Die sehr detailreiche Schilderung der Atmosphäre der Stadt an der indischen Ostküste lässt einen mühelos in die Geschichte eintauchen. Schon lauschen wir den geplärrten Plaudereien der Frauen von Balkon zu Balkon und beobachten die auf ihren Maschinen dösenden Scooterfahrer.

Ein Psycho-Thriller mit Tiefgang

Manu Joseph hat einen Psycho-Thriller geschrieben, bei dem erhellende Gedanken über den Sinn des Lebens, den jugendlichen Enthusiasmus, den Überdruss der Erwachsenen, die Klugheit und natürlich auch die Dummheit nicht zu kurz kommen. Und es ist ein Plädoyer gegen die Gewalttätigkeit der indischen Männer.

Der Roman erinnert an die Bücher des japanischen Autors Haruki Murakami. Einfühlsam, aber auch bissig beschreiben beide Autoren ihre bizarren Figuren mithilfe einer fantastischen Story, feinstem Humor, beklemmenden Mysterien und gewieften Grübeleien. kh

Das verbotene Glück der anderen
von Manu Joseph 
C.H. Beck € 19,95