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Dunkle Wege einer Sammlung

No. 04/2013

Von Cornelia Gockel

Die deutschen Künstler der Moderne haben Alfred Flechtheim viel zu verdanken. Vor hundert Jahren hatte er seine erste Galerie in Düsseldorf eröffnet. Dort präsentierte er Werke von Zeitgenossen, wie Max Beckmann, Lovis Corinth, Paul Klee, George Grosz, Ernst Barlach oder Max Pechstein. Mit viel Geschick brachte er sie auch in den Museen und Kunstsammlungen unter. Neue Geschäftsverbindungen bahnte er oftmals durch Schenkungen oder Leihgaben an. In der folgenden Zeit entwickelte sich dann ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunsthändler und den Museumsdirektoren, das in eine enge Zusammenarbeit mündete.

„Mehr als ein Kunsthändler“

Alfred Flechtheim in der Fernand Léger-Ausstellung, 1928Foto: Lily Baruch, © Königliche Bibliothek Kopenhagen

Alfred Flechtheim in der Fernand Léger-Ausstellung, 1928Foto: Lily Baruch, © Königliche Bibliothek Kopenhagen

Flechtheims 50. Geburtstag 1928 war ein großes gesellschaftliches Ereignis. Denn zu dem Fest erschienen nicht nur die von ihm vertretenen Künstler, sondern auch Schauspieler und Dichter. „Alfred Flechtheim war mehr als ein Kunsthändler“, erinnerte sich der Kunstkritiker Paul Westheim, „er war innerhalb des Zeittheaters, das mit anzusehen wir die Ehre haben, ein Mann, der immer im Vordergrund stand, ein Typ, den alle Welt kannte, von dem alle Welt redete.“

Nur wenige Jahre später musste Alfred Flechtheim ins Ausland fliehen, da die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten einer Weiterführung seiner Karriere unmöglich machte. Um einen drohenden Konkurs abzuwenden, wurden seine Galerien liquidiert oder von früheren Partnern weitergeführt. Nur einen geringen Teil seiner Bilder konnte er ins Ausland transferieren. „In Deutschland ist alles aus für mich, ein fremdes Land ohne Geld in diesen Zeiten“, schrieb er an 1934 an George Grosz: „Du kannst dir denken, wie meine Frau und ich leiden.“

Verschollener Kunstschatz

Alfred Flechtheim starb 1937 mit nur 59 Jahren und seine Frau Betty nahm sich 1941 aus Angst vor ihrer bevorstehenden Deportation das Leben. Viele der Werke, die Flechtheim gehandelt hatte, befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen. Die Wege, auf denen sie dorthin gelangten, sind jedoch oft dunkel und verschlungen. Zu Recht haben deshalb die Erben Fechtheims ihre Ansprüche angemeldet. Um an die Bedeutung Flechtheims für die Moderne zu erinnern, aber auch um Transparenz in das Restitutionsverfahren zu bringen, haben 15 Museen aus Deutschland und der Schweiz eine Webseite eröffnet, die Auskunft über die Provenienz von 324 Werken gibt. Neue Brisanz hat das Projekt um die Restitution des Kunstbesitzes von Alfred Flechtheim durch den Fall Cornelius Gurlitt bekommen, denn auf der Webseite werden auch 52 Werke dokumentiert, die als verschollen gelten. Möglicherweise befinden sich einige von ihnen in dem Kunstschatz, der in der Schwabinger Wohnung geborgen wurde.

Weiterführende Informationen zu Werken und Ausstellungen unter www.alfredflechtheim.com