Fresko-Kunsträtsel
No. 01/2014
WER BIN ICH?
Als wir uns kennenlernten – ich war gerade 25 Jahre alt, er um einiges älter – sagte er, meine Bilder verrieten meine „empfindsame Frauenseele“. Diese schien ihn wenige Jahre später nicht mehr allzu sehr zu bekümmern, denn ohne Erklärung ging er für immer fort. Später hörte ich, dass er kurz darauf heiratete und Vater wurde. Wie die Kesselflicker stritten wir uns um den ehemals gemeinsamen Hausstand. Im Rückblick möchte ich behaupten, die Sache ging 2:1 für mich aus. Geliebt habe ich ihn dennoch mein Leben lang. „Meine empfindsame Frauenseele“ offenbarte sich häufig in einer schroffen Haltung, rundheraus gesagt: Ich galt im Umgang als schwierig. Wer allerdings hinter die Fassade blickte, erkannte, dass dies ein Ausdruck meiner Unsicherheit und Bescheidenheit war. Obwohl meine Werke früh Anerkennung erfuhren, erschien mir meine Kunst häufig als die einer Anfängerin. Lob machte mich misstrauisch. Oder ärgerlich, wie das Urteil eines Kritikers, der meine Zeichnungen als „ganz allerliebst“ bezeichnete. Das Zeichnen war mir angeboren, das Malen musste ich erst lernen. Und ich lernte es. Mit meinen rund 2200 Gemälden, die ich der Nachwelt hinterließ, bin ich als eine der wichtigsten Malerinnen in die Kunstgeschichte eingegangen. Viele meiner Werke vermachte ich einer Galerie, die nicht zuletzt dadurch Weltruhm erlangte.
Dass ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie die Verfasserin des Textes, tut hier eigentlich nichts zur Sache, sei aber nonchalant erwähnt.
Wer bin ich?
– Wer bin ich? –
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Auflösung des Kunsträtsels aus Fresko 04/2013: Erich Waske (1889 –1978)