„Es bleibt alles so, wie es niemals war“
Tübke und Triegel: Zwei Meister der Leipziger Schule
No. 03/2014
Die Werke von Werner Tübke und Michael Triegel, zwei herausragende Maler aus verschiedenen Generationen der „Leipziger Schule“, feierten bei der ersten Station ihrer Ausstellung in Rostock große Publikumserfolge. Anfang 2015 kommt die Ausstellung nach Aschaffenburg, wo die Gemälde in der Kunsthalle Jesuitenkirche einen würdigen Rahmen finden werden.
Wie oft wurde die Malerei, einst als Königsdisziplin der Künste gefeiert, tot gesagt. Vor allem die figürliche Malerei sieht sich in regelmäßigen Abständen der harschen Kritik der Kunstexperten ausgesetzt. Die Maler der Alten und der Neuen Leipziger Schule, die auf dem Figürlichen beharrten, gerieten bei dieser Diskussion immer wieder in den Fokus der Kritiker.
Werner Tübke (1929–2004), der zu den Gründungsvätern der Leipziger Schule gehört und in seiner Geburtsstadt Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst unterrichtete, erreichte 1989 mit der Einweihung seines Bauernkriegspanoramas in Bad Frankenhausen einen künstlerischen Höhepunkt. Michael Triegel (geb. 1968), gebürtig in Erfurt, studierte an derselben Hochschule, an der Tübke lehrte, stand jedoch in keinem direkten Lehrer-Schüler-Verhältnis zu ihm. Spätestens mit seinem offiziellen Porträt von Papst Benedikt XVI. aus dem Jahr 2010 erfuhr Triegel auch international große Aufmerksamkeit und Anerkennung. Als Protagonisten der Leipziger Schule, die figürlich malen und sich zudem auf die thematische Tradition der Alten Meister beziehen, stehen Tübke und Triegel mitunter als „Rückwärtsgewandte“ in der Kritik – trotz, oder vielleicht gerade wegen ihrer außerordentlichen, technischen Brillanz, ihrem handwerklichen Können, das mitunter mit Inspirationslosigkeit gleichgesetzt wird. Man muss nicht Genies wie Michelangelo bemühen, um dies zu widerlegen. Dennoch rückt das Multitalent die Tatsachen schnell ins rechte Licht, wenn er in einem Sonett davon spricht, dass es immer „die Hand [sei], die dem Intellekt gehorcht.“ Dies galt damals wie heute. Auch darf der Blick zurück zu den Alten Meistern nicht mit verstaubtem Traditionalismus gleichgesetzt werden. Für Triegel ist der Maler „ein pictor doctus, der aus den Mythen, Philosophemen, Dogmen, Gedanken und Legenden der großen Tradition schöpferische Anregungen gewinnt“ und dabei den Blick nach vorne, in die Zukunft richtet.
In der Kunsthalle Jesuitenkirche können sich die Besucher auf eine im doppelten Sinne fantastische Kunst freuen. Zum einen ist die technische Perfektion der Maler zu bewundern, zum anderen entführen die Künstler, jeder auf seine Art, die Besucher in eine Welt, in der Realität und Fantasie zu teilweise grotesken, wunderbaren und geheimnisvollen Bildern verweben werden. um
Werner Tübke – Michael Triegel. Zwei Meister aus Leipzig 24. Januar – 19. April 2015 Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg Katalog zur Ausstellung Hrsg. von Richard Hüttel Hirmer Verlag € 34,90