Zeitreise

No. 02/2016

Ein kleiner, verwunschener Biergarten unter riesigen Kastanienbäumen, ein altes Wirtshaus wie aus dem Bilderbuch, bodenständige, ehrliche Küche zu Preisen wie vor 20 Jahren, Landluft, Landlust, ein Traum – das ist der Waller.

Von der Inntalautobahn kommend, kurz vor der Grenze nach Österreich, ist es nur ein Katzensprung zur Klostergaststätte Waller-Reisach in Oberaudorf. Das Traditionswirtshaus wurde 1747 gemeinsam mit dem benachbarten Karmeliterkloster Reisach erbaut. Wo früher Pilger und Innschiffer beim Bier und Schweinsbraten wieder zu Kräften kamen, kehren heute vor allem Einheimische, Radlfahrer, Wanderer und Touristen ein, die die Wege abseits der Trampelpfade schätzen. Als einen Geheimtipp kann man den Waller nicht mehr bezeichnen, dazu ist diese altehrwürdige Gasthaus-Institution zu bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass er sich seinen ursprünglichen, einzigartigen Charme bewahrt hat.

Biergulasch und Boisei

Die Wirtin Anna Armborst, deren Vorfahren die Wirtschaft vor über 100 Jahren übernahmen und dem Gasthaus seinen heutigen Namen gaben, bewirtschaftet ihr Elternhaus mit großem Engagement und Gespür für Qualität und Gastfreundschaft. Ochsenbiergulasch mit Knödel, Schweinsbraten, Kasknödel, Dampfnudeln, Scheiterhaufen – alles wird hier frisch gekocht, gebacken und zubereitet. Die Zutaten kommen aus der Region, die Kräuter direkt aus dem Klostergarten. Das I-Tüpfelchen zum Glück ist das dunkle Weißbier Bals, das legendäre „Boisei“, das die durchweg freundliche, auch bei viel Betrieb am Wochenende mit gelassener Heiterkeit um die Tische jonglierende Bedienung serviert.