Wie Anker in der Zeit
Arno Rinks grosse Retrospektive
No. 03/2015
Arno Rink überlässt seine Werke nur zögerlich Ausstellungen, denn der Künstler reist nicht gern. Nun ist der Maler – voller Freude, wie er betont – in die Kunsthalle nach Rostock gekommen und mit ihm rund 100 seiner Arbeiten, die sich dort zu einer großen Werkschau anlässlich seines 75. Geburtstages versammeln.
Arno Rink, einer der bedeutendsten Vertreter der Leipziger Schule, studierte bei Werner Tübke und Bernhard Heisig Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Als deren Direktor und Lehrer von Neo Rauch, Michael Triegel, Tilo Baumgärtel, Tim Eitel, Christoph Ruckhäberle, David Schnell u.a. war er maßgeblich an der Entwicklung eines revolutionär-modernen malerischen Stils beteiligt, der als Neue Leipziger Schule Furore machte. Diese Ausstellung hat in vielerlei Hinsicht Seltenheitswert: Zum einen wurden Rinks Werke das letzte Mal vor 32 Jahren in der Rostocker Kunsthalle gezeigt, zum anderen handelt es sich um eine umfangreiche Retrospektive, die sein Schaffen erstmals von den ersten Studienjahren Mitte der 1960er Jahre bis heute dokumentiert. Dabei wird Rink sowohl als herausragender Maler als auch meisterhafter Zeichner gewürdigt. Ausstellung wie Katalog lassen vor allem die Kunst von Arno Rink sprechen, verzichten auf Ost-West-Diskussionen, Bilddeutungen oder -einordnungen. Und das ist gut so. Denn hier darf man entdecken, sich auf die zuweilen überbordende Sinnlichkeit, die ironischen Selbstdarstellungen, die surrealistisch-visionären Szenen oder auf die stille Poetik seiner erotischen Zeichnungen einlassen. „Ich liebe die Figuren, die ich male. Es ist nie vorrangig Gesellschaftskritik. In der Tradition der Allegorie geht es um Schönheit, Verführungskunst, im Brecht’schen Sinne um Eitelkeit, Gewalt und Schmerz“, sagt Arno Rink über seine Arbeiten. Und so ist der Rundgang durch seine Bildergalerie tatsächlich eine Verführung.
Originell und lesenswert
Es sind zahlreiche Museumsleihgaben unter den Exponaten, u.a. aus dem Museum Moderne Kunst Stiftung Ludwig Wien, der Nationalgalerie Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder dem Städel Museum Frankfurt am Main. Über diese Arbeiten hinaus beinhaltet der umfangreiche Ausstellungskatalog zum einen Werke, die nicht in Rostock zu sehen sind, zum anderen originelle und lesenswerte Texte von Ulrich Ptak, Neo Rauch und Michael Triegel. cv
Arno Rink. Werkschau Bis 18. Oktober 2015 Kunsthalle Rostock 27. November 2015 bis 14. April 2016 Museum für Aktuelle Kunst, Durbach Ausstellungskatalog Arno Rink. Malerei und Zeichnung Hirmer Verlag € 39,90