Spitzengeschäft Kunst

No. 03/2017

Simon Jacobsz. de Vlieger, Das Flaggschiff Aemilia feuert Salut für Admiral Maerten Harpertsz. Tromp, 1640, Privatsammmlung

In Hamburg läuft derzeit eine Aus-stellung, die zum ersten Mal systematisch die Herausbildung des modernen Kunstmarktes und seiner Mechanismen in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts untersucht und Parallelen zur Kommerzialisierung von Kunst in der Gegenwart zieht.
Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gilt in den Niederlanden als Goldenes Zeitalter. Die calvinistischen nörd-lichen Niederlande hatten sich in einem 80-jährigen Krieg von der spanischen Herrschaft befreit, während die katho-lischen südlichen Niederlande, das heutige Belgien, bei Spanien verblieben. In dieser Epoche erlebte Holland als  republikanisch verfasste Seemacht einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung. Parallel dazu stand die  holländische Malerei in höchster Blüte und nahm in Europa eine Spitzenposition ein. Holland war eine  Städtelandschaft mit einem selbstbewussten Bürgertum, das durch Fernhandel, Gewerbefleiß und  Luxusgüterproduktion enorm reich geworden war. Mit ihm etablierte sich ein neuer Käuferkreis von Gemälden, der die Stammkundschaft Adel und Kirche weitestgehend ablöste. Das wirkte sich auf die Bildinhalte aus: Während die Bürger Porträts bestellten, schmückten Kaufleute, wohlhabende Städter, ja selbst reiche Bauern, ihre Häuser mit meist relativ kleinformatigen Gemälden wie Genrebildern, Landschaften, Seestücken, Stillleben, vereinzelt auch religiösen Motiven und Historienbildern. Dies führte dazu, dass immer mehr Künstler malten, um später auf einem entstehenden Kunstmarkt zu verkaufen, der nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage funktionierte. Das hohe Interesse an Gemälden wiederum erlaubte die selbstständige Existenz als Kunst-händler. Neben Direktverkäufen wurden in Amsterdam und anderen Städten Auktionen von Gemälden sowie Lotterien abgehalten, bei denen als Preise Gemälde winkten. Die holländischen Kunsthändler waren international vernetzt und kauften auch für die fürstlichen Sammlungen in Deutschland ein, etwa für Berlin, Dresden, Schwerin, Kassel, Braunschweig, Düsseldorf und Karlsruhe. Diese alle haben die Hamburger Schau mit hochkarätigen Leihgaben bestückt. wr

Die Geburt des KunstmarktesDie Geburt des Kunstmarktes
Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters
Bis 7. Januar 2018
Bucerius Kunst Forum, Hamburg
Katalog Hirmer Verlag € 39,90