„Nichts gesagt ist genug geredet“
No. 02/2023
Der Wunsch, ein unabhängiges Leben zu führen und gesellschaftliche Achtung zu erfahren, vielleicht sogar Glück – umgeben von Spießertum, Missgunst und Ausgrenzung ist das keine einfache Aufgabe. Doch wie sieht Freiheit aus, wenn man endlich einen Ausbruch wagt? Alice Grünfelder beschreibt anhand der schlichten Biografie ihrer Protagonistin schnörkellos die Schwere eines Lebens, in dem scheinbar alles festgelegt ist, und zugleich ein Stück deutsche Zeitgeschichte.
Magda wird von ihrem Mann sitzen gelassen und ist für lange Zeit die einzige geschiedene Frau in dem kleinen württembergischen Dorf, in dem sie in den 60er Jahren lebt. Sie, die nicht abhängig sein will, weder von einem Mann, noch vom Staat, kämpft sich von da an durch, erträgt sowohl die finanziellen Nöte als auch die schiefen Blicke und die Einsamkeit – das Verhältnis zu den beiden Kindern ist abgekühlt bis schwierig. Einen Sommer lang findet sie doch noch Liebe, bleibt dann aber mit einer dritten Tochter allein zurück. Die Gesellschaft scheint sich in der ländlichen Gegend sehr viel langsamer zu öffnen als der Rest der Welt, und auch für ihre Nachkommen wird der Weg nicht einfacher, bis ihr Enkel Viktor eine waghalsige Geschäftsidee hat, die endlich ein leichteres Leben verspricht. la
Jahrhundertsommer von Alice Grünfelder Roman Gebunden, 320 Seiten dtv € 22,-