Kann man Bildern trauen?

No. 02/2012

Monika Huber, Einsdreißig 11/190, 2011© VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Monika Huber, Einsdreißig 11/190, 2011© VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Im Haus der Kunst sind momentan zwei Ausstellungen zu sehen, die nicht unmittelbar, aber indirekt viel miteinander zu tun haben: Beide befassen sich mit dem machtvollen, zielgerichteten Gebrauch von Bildern. Bild-Gegen-Bild widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit der Medienberichterstattung aus Kriegs- und Krisengebieten seit „desert storm“, dem zweiten Golfkrieg 1990/1991. Mit Geschichten im Konflikt: Das Haus der Kunst und der ideologische Gebrauch von Kunst 1933 –1955 erinnert das Ausstellungshaus an den 75. Jahrestag seiner Eröffnung im Sommer 1937 und beleuchtet die komplexe Entstehungsgeschichte, die das Haus der Kunst in seiner heutigen Form geprägt hat. Okwui Enwezor hat Anfang Juni beide Ausstellungen zeitgleich eröffnet und dazu ein zweitägiges, prominent besetztes Symposium veranstaltet. Internationale Kunstwissenschaftler, unter ihnen Georges Didi-Huberman und Benjamin H. D. Buchloh, diskutierten mit Künstlern, die an den Ausstellungen beteiligt sind. Im Zentrum stand die Frage, wodurch Bilder zu Werkzeugen werden, die unsere Wahrnehmung nachhaltig und unabänderlich prägen. Exemplarisch dafür ist der Situation Room, das einzige vom Weißen Haus freigegebene Foto, das Barack Obama und das nationale Sicherheitsteam der amerikanischen Regierung während der Erschießung Osama Bin Laden zeigt und das im Betrachter automatisch ein imaginiertes Gegenbild – in diesem Fall das des exekutierten Terroristen – evoziert. Die unablässige Wiederholung der immer gleichen Bilder auf allen Kanälen führt zu Meta-Bildern, die mehr vermitteln können als jeder Text und jedes gesprochene Wort. Dabei ist die Glaubwürdigkeit dieser Aufnahmen, die heute und auch früher schon auf jede erdenkliche Weise manipuliert werden können, äußerst fragil. ck

Geschichten im Konflikt bis 13. Januar 2013, Haus der Kunst München
9783777455815Bild-Gegen-Bild bis 16. September 2012, Haus der Kunst München
Künstlerbuch im Kontext der Ausstellung „Bild-Gegen-Bild“ im Haus der Kunst München 

news „the televised revolution“
Deutsch/Englisch
Von Monika Huber und Susanne Fischer 
Hirmer Verlag € 29,90