Jacoba van Heemskerck

Eine Künstlerin von europäischem Format

No. 02/2021

Auf die hierzulande zu Unrecht kaum bekannte expressionistische Malerin Jacoba van Heemskerck (1876–1923) machen die Kunsthalle Bielefeld und das Kunsthaus Stade aufmerksam. Es gilt, eine niederländische Künstlerin von europäischem Format zu entdecken.

Jacoba van Heemskerck, Vestibülfenster der Villa Wulffraat, 1920, Ausführung: Atelier J. W. Gips, Den Haag, Kunstmuseum Den Haag, Foto: Kunstmuseum Den Haag

Die Tochter eines adeligen Marineoffiziers und anerkannten Malers von Seestücken studierte Kunst in Den Haag und Paris, wo sie mit den Strömungen des Impressionismus, Pointillismus und des Kubismus vertraut wurde. Schon bald entwickelte sie einen eigenen Stil, der kompromisslos dem Expressionismus und der Moderne verpflichtet ist. In zwei Jahrzehnten bis zu ihrem frühen Tod mit 47 Jahren schuf Jacoba van Heemskerck ein unverwechselbares Werk, das farbenprächtige Gemälde, kräftige Holzschnitte, leuchtende Glasmalereien und farbintensive Mosaike umfasst. Ihre Bildthemen sind expressive Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive, in denen sie sich teilweise der Abstraktion nähert.

Beim ersten Deutschen Herbstsalon von Herwarth Walden in Berlin 1913, eine der wichtigsten Avantgarde-Ausstellungen vor dem Ersten Weltkrieg, stellte van Heemskerck aus. Waldens Bewegung „Der Sturm“ fühlte sie sich ebenso verbunden wie Rudolf Steiners Anthroposophie. Kunst ist für sie nicht nur Ausdruck subjektiver Empfindungen, sondern auch ein Weg der Erkenntnis, vor allem über die Wirkung von Licht und Farbe auf den Betrachter. Van Heemskercks Suche nach Spiritualität und ihre Ablehnung eines reinen Materialismus machen ihre Werke heute unter anderen Vorzeichen wieder höchst aktuell. wr

 

Cover für Jacoba van HeemskerckJacoba van Heemskerck
Kompromisslos modern
19. Juni bis 15. September 2021
Kunsthalle Bielefeld
Ausstellungskatalog
Ausgaben in Deutsch und Englisch
Hirmer Verlag € 29,90