Francisco de Zurbarán

Der spanische Caravaggio

No. 03/2015

Francisco de Zurbarán, Santa Casilda (Isabel de Portugal?), um 1635, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

Francisco de Zurbarán, Santa Casilda (Isabel de Portugal?), um 1635, Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid © Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

Die spanische Malerei des Goldenen Zeitalters ist in Deutschland weniger bekannt, als sie es ihrem künstlerischen Rang nach verdiente. Das liegt daran, dass in den deutschen Gemäldegalerien vorrangig italienische, holländische und flämische Malerei gesammelt wurde. Der Großteil an Meisterwerken spanischer Kunst befindet sich noch immer in Spanien, in Museen, aber auch in Kirchen und Privatsammlungen. Hierzulande kennt man El Greco, Velázquez und Murillo. In Spanien wird der großartige Maler Francisco de Zurbarán (1598 –1664) in einem Atemzug mit Velázquez genannt, mit dem er 40 Jahre lang befreundet war. Bei uns wird Zurbarán von Kunstkennern geliebt, doch einem großen Publikum ist er weithin unbekannt. In deutschen Museen gibt es nur ein halbes Dutzend seiner Werke, eines davon, ein heiliger Franziskus, in der Münchner Alten Pinakothek.

Daher ist es verdienstvoll, dass das Museum Kunstpalast in Düsseldorf die erste Ausstellung über Zurbarán im deutschsprachigen Raum mit 70 Hauptwerken aus Museen und Sammlungen Spaniens, ganz Europas und den USA organisiert hat. Wer nicht nach Düsseldorf fahren will, kann sich durch den reich bebilderten und mit vielen Gemäldedetails aufwartenden Ausstellungskatalog mit dem Werk dieses bedeutenden Künstlers vertraut machen.

Für Kirche und König

Zurbarán ist oft der „spanische Caravaggio“ genannt worden, da er sich wie dieser einer dramatischen Hell-Dunkel-Malerei bedient, des „Chiaroscuro“, womit er sowohl eine Steigerung des Räumlichen als auch des Ausdrucks erzielte. Er wirkte an den beiden wichtigsten Kunstzentren Spaniens, im andalusischen Sevilla und in der Hauptstadt Madrid. Die meisten seiner Gemälde haben religiöse Themen zum Inhalt. Zu seinen Auftraggebern zählten Kirchen, Klöster, der spanische König und wohlhabende Aristokraten. Auch an das spanische Kolonialreich in Lateinamerika lieferte Zurbarán einige Werke.

Brote werden Blumen

An seinem Malstil faszinieren die ruhigen Strende seiner Kompositionen, die Plastizität und Monumentalität seiner Figuren, die monochromen Flächen und die malerische Raffinesse, mit der er die Stofflichkeit von Textilien darstellte. Ein Meisterwerk in dieser Hinsicht ist die heilige Casilda, deren kostbare Kleidung uns Zurbarán virtuos vor Augen führt. Die Heilige war die Tochter des islamischen Königs von Toledo, der im 11. Jahrhundert regierte. Der Legende nach versorgte sie eingekerkerte Christen heimlich mit Brot. Von ihrem Vater auf frischer Tat ertappt, verwandelten sich die Brotlaibe in Rosen. Diese präsentiert uns die prächtig gewandete Prinzessin. Der zu dieser Zeit neue Typ der monumentalen Einzelfigur, das ganze Bildformat ausfüllend und in Untersicht dargestellt, wurde von Zurbarán vervollkommnet. Durch das Spiel von Licht und Schatten wird das Antlitz der jungen Frau lebendig. wr

Zurbarán
Zurbarán
Meister der Details
Stiftung Museum Kunstpalast,
Düsseldorf
Vom 10. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016
Katalog zur Ausstellung
Hrsg. von Beat Wismer, Odile Delenda, Mar Borobia
Hirmer Verlag € 49,90