Clifford Ross
Die Wucht des Ozeans
No. 04/2021
Die fortschreitende Umweltzerstörung war nie das Thema des New Yorker Künstlers Clifford Ross und doch drängen sich Gedanken dazu angesichts seiner monumentalen Naturfotografien auf. Der Katalog, der jetzt anlässlich der Ausstellung Clifford Ross. Sightlines im Portland Museum in Maine entstanden ist, bietet einen umfassenden Überblick über die ungewöhnlichen Blick- bzw. Sichtachsen, die er für seine fotobasierte Kunst wählt.
Clifford Ross, Hurricane LXVIII, 2009, © Clifford Ross
Ross begann 1996 mit seiner heute berühmten Serie der Hurricane Waves. Während schwerer Stürme auf Long Island watete er – angebunden am Ufer – in die tosende Brandung des Ozeans. Durch das Drücken des Auslösers im richtigen Moment wird dieses Naturphänomen, dessen größtes Faszinosum seine ständige Bewegung ist, in seiner Erhabenheit gebannt. Die farblich verfremdeten, oft auf Schwarz-Weiß reduzierten Fotografien übersetzen die Wucht und Dynamik der Wellen in überwältigend schöne Standbilder. Die unfassbare Detailgenauigkeit seiner Aufnahmen erschafft dabei einen Hyperrealismus, der die Natur fast abstrakt erscheinen lässt. Der jüngere Werkzyklus Wood Waves führt diesen Grad an Abstraktion noch einen Schritt weiter. Ross wendet hierfür eine innovative Technik an, bei der die Fotografie digital auf sorgfältig ausgewählte, riesige Ahornfurnierplatten gedruckt wird. Die Textur und die Maserung des Ahorns werden so mit dem Schaum und der Gischt der Welle eins. ck
Clifford Ross. Sightlines Katalog zur Ausstellung im Portland Museum of Art Text: Englisch Hirmer Verlag € 39,90