Bewohnt oder besetzt?

No. 01/2016

Grimanesa Amorós, Ocupante, 2016, Ludwig Museum Koblenz © Amorós Studio / Ludwig Museum

Grimanesa Amorós, Ocupante, 2016, Ludwig Museum Koblenz © Amorós Studio / Ludwig Museum

Die Licht- und Videokünstlerin Grimanesa Amorós emigrierte vor über 30 Jahren aus Peru in die USA und lebt seither in New York. Jetzt stellt sie erstmals in Deutschland aus. 

Das Ludwig Museum in Koblenz zeigt, neben zwei ihrer raumgreifenden Lichtinstallationen, ein Video mit dem spanischen Titel Ocupante, was auf Deutsch sowohl „Besetzer“ als auch „Bewohner“ bedeuten kann. Die Künstlerin nimmt mit ihren präzise konstruierten, aus zahlreichen Strängen von LED-Dioden verwobenen Lichtgebilden tatsächlich ganz und gar Besitz von den ihr anvertrauten Räumen. Krakengleich bemächtigen sie sich kompletter Hausfassaden oder bespielen durch die Rhythmisierung des Lichtes, das mal weißlich kühl, mal gelblich warm aufleuchtet, Raum und Zeit. Durch die sinnliche Erfahrbarkeit ihrer Installationen gelingt es der Künstlerin den Betrachter zum ocupante der eigenen physischen und metaphysischen Wirklichkeit werden zu lassen. Im aktuellen Kontext ist die Ausstellung außerdem als subtile Stellungsnahme zur Migrationsdebatte zu verstehen: Für Grimanesa Amorós sind Kindheit und Jugend in Peru Schlüsselelemente für die konzeptionelle Grundlage ihres Schaffens. Der umfassende Katalog mit zahlreichen Abbildungen ihrer wichtigsten Projekte weltweit veranschaulicht das hervorragend. ck

Grimanesa Amorós Ocupante 2016Grimanesa Amorós. Ocupante
Bis 10. April 2016 Ludwig Museum, Koblenz
Hg. Beate Reifenscheid
Katalog Hirmer Verlag € 29,90