Adrian Paci

Der Gang ins Nichts

No. 04/2019

Die eindrücklichen Motive von Adrian Paci stehen wie Sinnbilder für Vertreibung, erzwungene Migration und das Verlorensein in fremden Kulturen. Die Kunsthalle Krems widmet dem albanischen Künstler, der 1997 nach Mailand flüchtete, um der Gewalt des bewaffneten Aufstands in Albanien zu entgehen, jetzt eine groß angelegte Museumsschau. Noch bis zum 23. Februar sind Gemälde, Videoarbeiten und Skulpturen des ungeheuer vielseitigen Künstlers in Krems zu sehen.

Adrian Paci, Centre of temporary permanence, Filmstill, 2007 © Adrian Paci, kaufmann repetto, Milan/New York und Peter Kilchmann, Zürich

Für Adrian Paci entsteht Kunst, wie er selbst sagt, aus dem Staunen der Begegnung. Das ist seinen Arbeiten anzumerken: Es sind Bilder der Stille und der leisen Zwischentöne, keine der dramatischen Zuspitzung oder Verzweif‌lung, die er in den Fokus stellt. Es geht um das Zwischenmenschliche, den Ausdruck auf den Gesichtern von Menschen, die aufgebrochen aber bisher nicht wieder angekommen sind. In der inzwischen legendären Videoarbeit Centro di Permanenza Temporanea aus dem Jahr 2007 steht eine Gruppe Geflüchteter inmitten eines Rollfelds auf einer Gangway, die ins Nichts führt. Verloren zwischen zwei Welten, keiner wirklich zugehörig, auf der nicht enden wollenden Suche nach einer neuen Identität. Paci selbst ist heute in zwei Welten zuhause: Er arbeitet in Mailand und Shkodër und konnte 1999 und 2005 sein Heimatland Albanien auf der Biennale in Venedig vertreten. ck

Cover für Adrian Paci

Adrian Paci
Lost Communities
Bis 23. Februar 2020
Kunsthalle Krems
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
Hirmer Verlag € 34,90