Ein Leben für die Kunst

Ein Ausnahmekünstler zwischen den Kriegen

No. 02/2025

„Ich will malen und Mensch sein, sehr einfach“, diese Lebensmaxime äußerte der hierzulande zu Unrecht noch wenig bekannte Schweizer Künstler Johannes Robert Schürch 1924 in einem Brief an einen Freund. Seine Kunst stellt er also noch vor sein Leben.

Johannes Robert Schürch, Frau mit Hund vor Stadtlandschaft, 1926, Erica Ebinger-Leutwyler Stiftung Luzern
Foto: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA)

Schürchs umfangreiches Werk umfasst etwa 7000 Arbeiten, zumeist Zeichnungen, Aquarelle und Grafiken sowie einige Ölgemälde, die man dem Expressionismus und zuweilen dem Surrealismus zurechnen kann. 1907 ereignete sich eine familiäre Katastrophe: Innerhalb weniger Wochen verlor der Elfjährige seinen Großvater, seinen Vater und seine beiden Schwestern, die alle an Tuberkulose starben. Seine Mutter heiratete nicht wieder, sondern widmete sich ganz der Karriere ihres Sohnes. Das Trauma von 1907 spiegelt sich häufig in der Thematik seiner Bilder: Er stellt die Kostbarkeit des Lebens und die Grausamkeit des Todes dar. In der Wahl seiner Sujets, häufig Außenseiter und Unterprivilegierte, und seinem Stil erinnert Schürch zuweilen an Käthe Kollwitz. Zu Lebzeiten wenig erfolgreich, starb Schürch 1941 im Alter von 45 Jahren ebenfalls an Tuberkulose. Heute zählt er zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern der Zwischenkriegszeit. wr

Visionär in der Enge
Johannes Robert Schürch (1895–1941)
Mit Beiträgen von Beat Bucher und Peter F. Althaus
376 Seiten, 261 Abb. in Farbe

Hirmer Verlag € 55,–