Richard Serra
Setzen, Stellen, Legen
No. 02/2017
In der Tradition von Künstlern wie Auguste Rodin und Alberto Giacometti holte Richard Serra, einer der wichtigsten zeitgenössischen Bildhauer, Ende der 1960er Jahre die Skulptur vom Sockel – und ging noch einen Schritt weiter: Die räumliche und gedankliche Distanz zwischen Betrachter und Kunstwerk wurde von ihm gänzlich aufgehoben.

Richard Serra, Cutting Device: Base Plate Measure, Ausstellungsansicht im Museum Wiesbaden, 2017 Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert; © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Im Museum sieht es aus wie in einer Werkstatt: Holz- und Metallstücke liegen am Boden wie zufällig während des Arbeitsprozesses hinabgefallenes Material. Mit seinen Installationen, darunter Cutting Device. Base Plate Measure, verschiebt der US-amerikanische Bildhauer Richard Serra den Fokus vom fertigen Kunstwerk auf den Vorgang der Produktion und macht den Entstehungsprozess selbst zum Thema.
Auch die Ausstellungsräume werden in diesen Vorgang mit einbezogen, indem der Künstler die einzelnen Objektteile erst vor Ort „choreografiert“: sie stellt, legt oder anlehnt – wovon sich der Name der Prop-Skulpturen (engl. „Stütze“ bzw. „lehnen“) ableitet, die Serras frühe Werkphase kennzeichnen. Im Hinblick auf einen Zugang zu seinen späteren monumentalen Arbeiten, wie etwa den 70 Tonnen schweren Berlin Block (for Charlie Chaplin) vor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, ist die Beschäftigung mit Serras Frühwerk und den dazu entstandenen Kurzfilmen interessant und lohnenswert. cv
Richard Serra Props, Films, Early Works Bis 18. Juni Museum Wiesbaden Katalog zur Ausstellung: Richard Serra Props, Films, Early Works Hrsg. von Alexander Klar, Jörg Daur Beiträge von J. Daur, P. Forster, M. Nieslony, S. von Berswordt-Wallrabe Text: Deutsch/ Englisch Hirmer Verlag € 34,90