Kunst nach Kriegsende

No. 03/2016

Im Haus der Kunst München eröffnet am 13. Oktober eine Ausstellung, die so relevant ist, dass sich die Frage stellt, weshalb es sie nicht längst gegeben hat.

Ibrahim El-Salahi, Self-Portrait of Su"ering, 1961, Iwalewa-Haus, Universität Bayreuth © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Ibrahim El-Salahi, Self-Portrait of Suffering, 1961, Iwalewa-Haus, Universität Bayreuth © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Das über drei Jahre erarbeitete, umfassende Ausstellungsprojekt Postwar untersucht, welchen Einfluss das Kriegsende und die 20 darauffolgenden Jahre auf die bildende Kunst hatten. Das wirklich Bahnbrechende wird dabei sein, dass hier erstmals der Versuch unternommen wird, den rein eurozentrischen Blickwinkel durch eine globale Perspektive zu ersetzen. Denn bekanntermaßen verloren die westeuropäischen Kunstzentren in der Nachkriegszeit beträchtlich an Bedeutung, während sich international die zeitgenössische amerikanische Kunst, die Pop-Kultur und eine rapide Verbreitung der Massenmedien durchsetzten. Damals kam es durch den Kalten Krieg außerdem zu einem deutlichen ideologischen Bruch. Es fand eine wenig differenzierende Polarisierung statt, die auch vor der Kunst keinen Halt machte: So wurde dem Kommunismus ganz klar der Sozialistische Realismus zugeordnet, während die Abstraktion als künstlerische Ausdrucksform der kapitalistischen Demokratie begriffen wurde. Die groß angelegte Schau wird mit Exponaten von 218 Künstlern aus 65 Ländern, einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung eines heute mehr denn je signifikanten Themas liefern. ck


Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945–1965 
Bis 26. März 2017 Haus der Kunst, München 
Katalog Prestel Verlag € 69,–