Toxische Fragmente

Das Werk von Marcel Odenbach

No. 04/2021

So oder so heißt lakonisch die Retrospektive, die das K21 in Düsseldorf aktuell dem Kölner Künstler Marcel Odenbach widmet. Noch bis zum 9. Januar 2022 lässt sich dort das ungemein vielschichtige Werk von einem der Pioniere der Videokunst in Deutschland entdecken.

Marcel Odenbach, Tropenkoller, Detail, 2017, Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Bereits Ende der 1970er Jahre begann Odenbach mit Hilfe filmischer Collagen, Installationen und Performances gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen und er liefert so neben großartiger Kunst ein beeindruckendes Dokument an kritisch aufmerksamer Zeitgenossenschaft der letzten 45 Jahre. Die Nachwirkungen des Kolonialismus, die Traumata des Nationalsozialismus oder des RAF-Terrorismus, Rassismus und Antisemitismus: All das findet Eingang in seine feinstofflichen Werke, die nicht belehren, sondern sichtbar machen und in erster Linie von ungeheurer Bildgewalt sind. Die großformatigen Papiercollagen Marcel Odenbachs sind oft hochästhetische Interieurs oder Porträts, und erst der genaue Blick offenbart die toxischen Fragmente, aus denen sie zusammengefügt sind. Der Betrachter sollte wissen, worum es dem Künstler geht, sonst könnte ihm die entscheidende politische Dimension verborgen bleiben. ck

Cover für Marcel OdenbachMarcel Odenbach. So oder so
Bis 9. Januar 2022
K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
Premiumausgabe:Lesebändchen, veredelter Einband, fünffarbiger Druck 
Hirmer Verlag € 49,90