Magie Bergkristall

No. 04/2022

Der Bergkristall ist ein magisches Material, dem sich das Schnütgen Museum in Köln noch bis 19. März 2023 eingehend widmet. Schon seine Entstehung ist geheimnisvoll, sein Vorkommen über Jahrtausende ein chtonisches Mirakel. Selten ist das heute längst erforschte Quarzgestein jedoch nicht, und seine prähistorische Nutzung für Waffen und Werkzeuge war vor allem pragmatisch. In geeigneten Klüften aber kann es Riesenwuchs annehmen und fordert so in seiner Varietät und gläsernen Konsistenz die schöpferische Fantasie heraus.

Bereits in der Antike gab es geeignetes Gerät und verfeinerte Schlifftechniken, mit denen aus Kristall Kunstwerke, Gemmen und Gefäße allerfeinster Qualität hergestellt werden konnten. Persische Händler verbreiteten das aus Asien und Madagaskar stammende Gestein im Orient; als Rohstoff aus den Alpen bot es auf allen Handelsstraßen Europas ein lukratives Geschäft. Früh schon war Kairo ein Zentrum der Kristallbearbeitung, bald folgten Venedig, Paris, Köln und Freiburg. Mit der technischen Möglichkeit, die vorgefundenen „Stufen“ nicht nur von außen zu schleifen und zu gravieren, sondern auch bauchig auszuhöhlen, entstanden Gefäße von einzigartigem Reiz und wundersamer Kostbarkeit. In Reliquiaren und Bucheinbänden wurden die Steine als Symbole des Verehrungswürdigen zu visuellen Sensationen der Goldschmiedekunst, die Liturgie profitierte von den Wirkungen prismatischer Brechungen in wechselndem Licht, und als Luxusgüter gehörten Kristallobjekte an Höfen und bei den Reichen zur gehobenen Repräsentation und gelehrten Unterhaltung. Die Ausstellung des Schnütgen Museums Magie Bergkristall und der zugehörige Begleitband vermögen das Spektrum der Themen rund um den Bergkristall glanzvoll zu zeigen und bieten eine profunde Einführung in die faszinierende Welt eines wahrhaft gleißenden Materials. mk

Magie Bergkristall
Bis 19. März
Schnütgen-Museum, Köln
Katalog zur Ausstellung
Deutsche und englische Ausgabe
447 Seiten, 385 Farbabbildungen
Hirmer Verlag € 55,–