Museum 4.0

Dafür lohnt sich Schlangestehen

No. 02/2017

Sie sind intelligent, nachhaltig, identitätsstiftend und alles andere als größenwahnsinnig: Mit 18 Entwürfen und bereits verwirklichten Beispielen, wie das „Neue Museum“ aussehen kann, blicken visionäre Architekturbüros wie Zaha Hadid Architects, Studio Libeskind oder Heatherwick Studio in die Zukunft des Museumsbaus.

China Comic and Animation Museum, Hangzhou © MVRDV

China Comic and Animation Museum, Hangzhou © MVRDV

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Bild vom Museum grundlegend verändert: Vom Vitrinen-Tempel mit spärlich besuchten Sälen hin zu einem lebendigen Ort des kommunikativen Miteinanders, der technischen Raffinesse und Kulturvermittlung mit Event-Charakter. Viele Museen sind zu Besuchermagneten geworden, die neben ihren ursprünglichen Aufgaben – sammeln, forschen, bewahren, vermitteln – aktuelle gesellschaftliche Debatten über Nachhaltigkeit, Technik, Konsum und die Frage nach der Wertigkeit von Kultur führen. Diese veränderten Anforderungen schlagen sich auch in der Architektur vom Museum der Zukunft nieder.

Der Band New Museums, der zu der Ausstellung Musées du XXIe siècle in Genf erschienen ist, stellt in beeindruckenden Bildern modernste Museen vor, die zum Teil noch in der Planungsphase sind, gerade entstehen oder bereits fertiggestellt wurden. Es sind keine prestigeträchtigen Mega-Bauten, wie sie noch vor gut zehn Jahren entstanden, sondern solche mit intelligenten, nachhaltigen Strategien, die sich an ihren Plätzen verorten und als identitätsstiftende Marker urbaner Räume fungieren – wie zum Beispiel das vom Pariser Architekturbüro Moreau Kusonoki geplante Guggenheim Helsinki: Durch die gezielte Verwendung von regionalen Materialien und eine Architektur, die die finnische Gesellschaftsstruktur und Lebensweise mitberücksichtigt, wird ein Bezug zum Standort hergestellt. Ein weiteres Beispiel für den gelungenen Typus „Neues Museum“ ist das 2014 eröffnete Long Museum in Shanghai vom Atelier Deshaus, bei dem durch die Verbindung alter Industriebauten mit neuer Architektur ein Bogen von der Industrialisierung Shanghais hin zu einem hypermodernen Kunstmuseum geschlagen worden ist.

Anhand zahlreicher Abbildungen, Pläne, Entwürfe in einem großzügigen und modernen Layout lässt sich die spannende Frage nach der Zukunft der Museumsarchitektur anschaulich nachverfolgen. cv


New Museums Intentions, Expectations, Challenges 
Bis 20. August Musées d’art et d’histoire de Genève 
Katalog (Text: engl.): New Museums Intentions, Expectations, Challenges
Hrsg. v. Art Centre Basel, K. Beisiegel 
Hirmer Verlag € 45,–