Queere Moderne

Neue Perspektive, neue Bildsprachen

No. 02/2025

Mit der Ausstellung Queere Moderne. 1900 bis 1950 greift die K20-Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ein längst fälliges Thema auf und widmet ihm als erstes europäisches Museum eine angemessene Museumsschau. Dank der zeitlichen Eingrenzung auf die ersten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts gelingt ein Blick auf den lange übersehenen, aber überaus bedeutenden Einfluss, den queere Künstlerinnen und Künstler auf kunsthistorische Strömungen der Moderne hatten.

Gluck, Bank Holiday Monday, ca. 1937, Privatsammlung, © Courtesy of The Fine Art Society Ltd / VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Gezeigt werden bis 15. Februar 2026 über 130 Werke von 34 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die in der Kunstgeschichte nur am Rand vorkommen, deren Werke aber vor Augen führen, wie eng die Verflechtung queeren Lebens mit der Entwicklung der Avantgarden in Paris, London oder Berlin war. Obwohl der Begriff „queer“ sich erst im Laufe der 1960er Jahre durchsetzt, ist es sinnvoll, ihn hier als Überbegriff zu verwenden, da er die gesamte LGBTQ+ Community einschließt. Die Ausstellung erzählt die Geschichte queeren Lebens in Zeiten von Verfolgung, Unterdrückung, Krieg und Widerstand. Aber ebenso die von individueller Selbstbehauptung und Eigenständigkeit, die zu einer Erweiterung ästhetischer und gesellschaftlicher Horizonte führt, die für die Entwicklung jeder Kunst unerlässlich ist.

Erzählt wird diese Geschichte in acht thematischen Kapiteln. Zu erwähnen wäre hier das der „Sapphischen Moderne“, das sich auf transkulturelle Netzwerke und die einflussreichen Literatur- und Kunstsalons in Paris bezieht. Geführt wurden sie von lesbischen Frauen wie Gertrude Stein und Adrienne Monnier, frequentiert von Protagonistinnen der sapphischen, sprich lesbischen Avantgarde wie Marie Laurencin, aber auch von Pablo Picasso und James Joyce. Das Kapitel „Queere Lesarten von Abstraktion“ hinterfragt die von den Avantgarden verteidigten Grenzen zwischen Abstraktion und Figuration vor dem Hintergrund einer hierarchisierenden binären Geschlechterordnung. Dem antifaschistischen Widerstand von Künstlerinnen wie Jeanne Mammen, Claude Cahun und Hannah Höch widmet sich das eigene Kapitel „Queerer Widerstand seit 1933“. Mit der Sichtbarmachung queerer Kultur leisten die Ausstellung sowie der dazugehörige Katalogband einen gesellschaftspolitischen Beitrag zu einem Thema, das relevanter nicht sein könnte. ck

Queere Moderne. Queer Modernism 1900-1950
Bis 15. Februar 2026
K20-Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,Düsseldorf

Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
304 Seiten, 218 Abbildungen
Hirmer Verlag € 49,90

 

 

 

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