Edvard Munch

„Ohne Angst und Krankheit wäre mein Leben ein Boot ohne Ruder“

No. 02/2025

Der Intensität seiner Bilder kann sich keiner entziehen, zu zielsicher treffen sie uns an unseren wundesten Punkten: Angst, Einsamkeit, Wut, Trauer, Liebe – es sind die großen Themen der menschlichen Existenz, die der norwegische Maler Edvard Munch in seinem Werk verhandelt und uns tief in seine, aber auch unsere eigene Gefühlswelt blicken lässt.

Edvard Munch, The Lonely Ones (Die Einsamen), 1906–1908, Harvard Art Museums/Busch-Reisinger Museum
Foto: © President and Fellows of Harvard College

Die Traumatisierung durch den frühen Tod seiner Mutter und Schwester, die Qualen einer unmöglichen Liebe, Angstzustände und Alkoholsucht – seine seelische Not in all seinen Facetten findet Eingang in Munchs Werke und wird zu seinem Leitmotiv. „Durch meine Kunst habe ich versucht, mir das Leben und seine Bedeutung zu erklären. Dabei wollte ich auch anderen helfen, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen“, notierte Munch 1889 in seinem Tagebuch. In künstlerischer Hinsicht suchte er immer wieder nach innovativen Techniken, um seiner Faszination für die fragilen Zustände des Menschen Ausdruck zu verleihen. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter des Symbolismus und Wegbereiter der Moderne.

Dass Chemnitz mit der Ausstellung Edvard Munch. Angst den Künstler in die Kulturhauptstadt 2025 geholt hat, hat seine guten Gründe. Zum einen bezieht sich der Ausstellungstitel im weitesten Sinne auf das diesjährige Chemnitzer Motto „C the Unseen“ – das „bislang Ungesehene und Unentdeckte sichtbar zu machen“ – und damit sich auch Tabuthemen wie Angst und Einsamkeit zu widmen. Zum anderen zählt Edvard Munch zum kulturellen Gedächtnis der Stadt: Als junger Künstler reiste er 1892 nach Deutschland und blieb mit Unterbrechungen bis 1908. Auf Einladung des Industriellenpaares Herbert Eugen und Johanna Esche kam Munch 1905 nach Chemnitz, um die Familie zu porträtieren. In der Zeit zwischen 1906 und 1929 fanden dort sechs Ausstellungen seiner Werke statt. Von 1928 bis 1937 gehörte das Gemälde Zwei Menschen. Die Einsamen zur Städtischen Kunstsammlung Chemnitz, ehe es unter dem Druck des NS-Regimes wieder verkauft wurde. Im Rahmen der Ausstellung kehrt es nun zum ersten Mal wieder nach Deutschland und Chemnitz zurück und lässt gemeinsam mit weiteren hochkarätigen Werken das Schaffen Edvard Munchs nachempfinden. cv

Edvard Munch. Angst
Bis 2. November 2025
Kunstsammlungen Chemnitz

Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
Hirmer Verlag € 50,–


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