Liberal und Visionär

Abstraktion als Gegenentwurf zu Faschismus

No. 02/2025

Als Reaktion auf die zuspitzende Gefahr, die die faschistische und nationalistische Bewegung in Europa auslöste, und im Kampf für die Freiheit der Kunst, gründeten Kunstschaffende 1931 in Paris die Künstlergruppe Abstraction-Création. In immer wieder unterschiedlichen Besetzungen versammelten sich dort mehr als 90 Künstler*innen aus nahezu 20 Ländern und schlossen sich zu einem zu einem Netzwerk zusammen, das als letzte große, international agierende Vereinigung der Avantgarde vor dem Zweiten Weltkrieg gilt.

Sophie Taeuber-Arp, Plans et triangles pointe sur pointe (Composition verticale), 1931, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Mick Vincenz

Politisch wie ökonomisch standen viele Künstler*innen der Avantgarde seit den Zwischenkriegsjahren enorm unter Druck. Freies Denken und Arbeiten wurde mit dem Erstarken des Nationalsozialismus zunehmend schwieriger und mündete schließlich in Arbeits- und Ausstellungsverbote, Diffamierung, Verfolgung und Vertreibung. Als Zufluchtsort galt in den 1930er Jahren Paris, wo sich Künstler*innen wie Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, Alexander Calder, Sonia und Robert Delaunay, Piet Mondrian, László Moholy-Nagy, Barbara Hepworth, Paule Vézelay, Laure Garcin, Willi Baumeister und Theo van Doesburg gemeinschaftlich ihr Weltbild verteidigten, trotz unterschiedlicher Ansichten und teils erbitterter Diskussionen über den „richtigen“ Weg in die Gegenstandslosigkeit.

Zu den öffentlichkeitswirksamen Aktionen, wie das Anmieten zentraler Räume am Arc de Triomphe, in denen täglich geöffnete Ausstellungen stattfanden, zählt auch die seit 1932 erschienene Zeitschrift Abstraction-Création. Art non-figuratif, die auf ein breites Publikum abzielte. Im Zuge der politischen Lage, die sich Ende der 1930er Jahre rapide verschlechterte, verließ ein Großteil der Avantgarde Europa. Auch wenn sich die Gruppe 1937 auflöste, hinterließ die Vereinigung ein für die abstrakte Kunst zukunftsweisendes Erbe.

Das Arp-Museum offenbart mit einer Fülle von Werken bekannter und weniger bekannter Namen die große Bandbreite der Gruppe und greift inhaltlich ein Thema auf, das alarmierenderweise an Aktualität wieder gewonnen hat. um

Netzwerk Paris
Abstraction-Création 1931–1937
Bis 11. Januar 2026
Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Katalog zur Ausstellung
Text: Deutsch/Englisch
240 Seiten, 189 Abbildungen
Hirmer Verlag € 38,–


 

 

 

 

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