Navid Kermani

Poetische Schule des Sehens

No. 04/2015

Wer die fesselnde Dankesrede von Navid Kermani gehört hat, die der Autor anlässlich der Friedenspreisverleihung des Deutschen Buchhandels in Frankfurt hielt, ist auf eine außergewöhnliche Persönlichkeit gestoßen: den italienischen Pater Paolo Dall’Oglio, der sich in Syrien für den Dialog von Christentum und Islam einsetzte und dessen Schicksal noch immer ungewiss ist. Ihm begegnen wir auch in Kermanis ausgezeichnetem Buch Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. Und nicht nur ihm. Kermani, aufgewachsen in Deutschland als Sohn persischer Einwanderer und Muslim, hinterfragt in diesem Band den christlichen Glauben, setzt sich darin mit der christlichen Kunst und Bilderwelt auseinander und lässt uns teilhaben an seinen Entdeckungen und Gedanken – allen voran seiner Sichtweise auf das Kreuz als Glaubenssymbol an sich, wie auch plastische Neuinterpretationen, beispielsweise von dem Münchner Künstler Karl Schlamminger. Diese „poetische Schule des Sehens“, wie der Verlag das Buch auszeichnet, kann mit ihren 49 Bildtafeln auch als kleine Kunstgeschichte des Christentums gesehen werden. Das Buch im handlichen Romanformat macht süchtig und verführt dazu, die Bilder der Alten Meister wie Botticelli, Caravaggio, Rembrandt oder El Greco neu zu betrachten – und darüber zu staunen. zh

Ungläubiges Staunen.
Über das Christentum.
Von Navid Kermani 
→ Ausgezeichnet mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
C.H. Beck Verlag € 24,95
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