Wer den Tod überlebt

No. 03/2014

Lakonie ist nur eine von verschiedenen Stillagen, die Michel Bergmann meisterhaft beherrscht. Der Autor, Regisseur und Drehbuchschreiber wurde in einem Schweizer Internierungslager geboren. Mit seiner Romantrilogie Die Teilacher, Machloikes und Herr Klee und Herr Feld hat er einen überzeugenden Plot in einem Milieu geschaffen, das er als Sohn einer jüdischen Handelsfamilie aus erster Hand kennt.

Hauptfigur aller drei Bände ist der junge Alfred Kleefeld, der 1972 beim Begräbnis seines Onkels David, einem bauernschlauen Geschäftsmann, auf dessen Arbeitskollegen und Freunde trifft. In Rückblicken führen ihn diese, ebenfalls Rückkehrer oder KZ-Überlebende, in das Frankfurt von 1947 und zu Jankel Lubliner, einem 16-jährigen polnischen Juden, der als Einziger seiner Familie Auschwitz überlebt hat und nun allmählich in der Stadt zum Bandenboss aufsteigt. Bei seinen Raubzügen macht er selbst vor den Teilachern – jüdischen Handelsvertretern – nicht Halt. „Auschwitz war keine höhere Lehranstalt … Nein, wer den Tod überlebt, in Auschwitz seine Kindheit verloren hatte, der war verdorben … war ein Raubtier, das nur an sein Überleben dachte“, wird Jankels Tun erklärt. In Machloikes, dem zweiten Teil, begleiten wir Alfred bei seiner turbulenten Mannwerdung, um schließlich in Band 3, Herr Klee und Herr Feld, die Sonnen- und Schattenseiten des Altwerdens kennenzulernen.

melancholisch und heiter

Die Trilogie quillt über von Geschichten, die traurig und melancholisch, aber auch hintergründig und heiter sind. Und Bergmann gelingt es, jüngere Zeitgeschichte mit dem einmaligen jüdischen Humor lebendig und fühlbar zu machen, etwa mit Witzen wie von Onkel David, der seine eigene jüdische Geschäftstüchtigkeit aufs Korn nimmt: „Gott sagte: Ich habe zehn Gebote für euch. Und Mose fragte: Was kosten die? Nix, sagte Gott. Okay, dann nehme ich zehn!“ kh

Roman-Trilogie, 2011–2014 
Von Michel Bergmann 
dtv Verlag, je € 9,90