Tanz der Ahnen

Geheime Kunst am Sepik

No. 01/2015

An den Ufern des weit verzweigten Sepik-Stroms im Norden Papua-Neuguineas leben seit Jahrhunderten Bevölkerungsgruppen, deren reiche Kultur nicht nur in über 100 verschiedenen Sprachen, sondern auch in vielfältigen Kunstschätzen und Kultgegenständen Ausdruck findet. Die Berliner Ausstellung Tanz der Ahnen schenkt ab nächster Woche beeindruckende Einblicke in die Vorstellungs- und Lebenswelt der Sepik-Gesellschaft.

Frauenstatuette, Musée du quai Branly, Paris, all rights reserved

Frauenstatuette, Musée du quai Branly, Paris, © all rights reserved

 

Es ist vor allem ihr Ahnenkult, der ihre Kultur bestimmt und sich im Alltag, in rituellen Handlungen und in den vielfältigen Kunstgegenständen widerspiegelt. Die Ahnen als Schöpfer der Welt und Gründer der Gemeinschaft finden in figürlichen Schnitzwerken, in teils großen Skulpturen, in Masken und Musikinstrumenten ihre Darstellung. Der komplexe und faszinierende Kosmos wird für die Besucher der Ausstellung dadurch nachvollziehbar, dass sie hier die Möglichkeit erhalten, die einzelnen Lebensbereiche eines Sepik-Dorfes zu „durchwandern“. Die verschiedenen Räume machen die getrennten Welten von Männern und Frauen besonders deutlich: Die Familienhäuser sind allen gemeinsam zugänglich und bewahren Alltagsgegenstände, die Männerhäuser hingegen sind den initiierten Männern vorbehalten. Dort befinden sich Musikinstrumente wie auch Ahnenfiguren, die bei geheimen Befragungen durch die weisen Männer mit Opfergaben bedacht werden. Bei rituellen Zusammenkünften der Dorfgemeinschaft treten Tänzer, reich geschmückt und mit farbenprächtigen Masken, auf den Tanzplätzen vor den Männerhäusern auf und erinnern an die Taten der mythischen Zeit.

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts faszinierte und inspirierte die Ästhetik der Kunst der Sepia-Kultur europäische Wissenschaftler und Künstler. Die Ausstellung und der dazu erscheinende Band versammeln rund 230 Objekte aus allen Lebensbereichen der Sepik-Kultur, die im Rahmen von Forschungsexpeditionen zwischen 1900 und 1970 im Wesentlichen von deutschen, später auch schweizerischen Forschern und katholischen Missionaren gesammelt wurden. Zu sehen sind u.a. prächtig geschmückte Maskengestalten, Ahnenfiguren, Musikinstrumente, Schmuck, ein großes Auslegerboot ein Einbaum und reich verzierte Pfosten von Männerhäusern oder Alltagsgegenstände wie Aufhängehaken. Es sind im Allgemeinen Stücke, die nicht die jüngere Entwicklung der Gesellschaft widerspiegeln, sondern eine Epoche, die heute größtenteils der Vergangenheit angehört. cs

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Tanz der Ahnen
Kunst vom Sepik in Papua-Neuguinea Gropiusbau Berlin
18. März bis 14. Juni 2015

Hg. Christian Kaufmann, Philippe Peltier, Markus Schindlbeck
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 49,90