Rembrandt Bugatti
In Gesellschaft von Tieren
No. 01/2014
Von Wilfried Rogasch
Der Name Bugatti ist Legende. Mit ihm verbindet man die erfolgreichsten Grand Prix-Rennwagen und die edelsten Luxuslimousinen aller Zeiten. Eines der Modelle, den Bugatti Type 41 Royale, zierte ein Elefant als Kühlerfigur. Ihn hatte der Künstler Rembrandt Bugatti modelliert, der jüngere Bruder des Automobilfabrikanten Ettore Bugatti.
Ist der Vorname Rembrandt ein Fluch oder ein Segen? Sein Taufpate, der Bildhauer Ercole Rosa, nach anderen Quellen sein Onkel, der Maler Giovanni Segantini, sollen ihn vorgeschlagen haben. Wie dem auch sei – der 1884 geborene Rembrandt enttäuschte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht, heute gilt er als einer der Wegbereiter des Art déco-Stils.
Rembrandt Bugatti entstammte einer Mailänder Künstlerfamilie, die regelmäßig Künstler und Komponisten wie Puccini und Leoncavallo zu Hause empfingen. Sein Vater Carlo, ein international gefeierter Designer extravaganter Art nouveau-Möbel, erkannte schon früh das Talent seines Sohnes. Ab 1900 studierte Bugatti Bildhauerei an der renommierten Mailänder Accademia di Brera, die auch sein Vater besucht hatte. Sein Sujet waren von Anfang an Tiere, in deren Gesellschaft er sich am wohlsten fühlte, Menschen stellte er nur ausnahmsweise dar.
Porträtsitzung im Zoo
Seit 1904 in Paris, fand Bugatti in dem Galeristen Adrien-Aurélien Hébrard, der auch Rodin und Degas vertrat, einen Förderer, der seine Tierplastiken in Bronze goss und sie dem Pariser Publikum vorstellte. Die Kritiken fielen positiv aus, und Bugatti konnte viele seiner Werke verkaufen. Trotz des beruflichen Erfolgs blieb er ein schüchterner junger Mann, den man häufig bei der Arbeit im Pariser Jardin des Plantes antraf, wo er vor Ort verschiedenste Tierarten nachmodellierte. 1907 folgte Bugatti einer Einladung der Antwerpener Zoologischen Gesellschaft und stellte damit die Weiche für künstlerisch produktive Jahre. Dass Anwerpens Zoo über mehr Exoten als der Jardin des Plantes verfügte, war kein Zufall, schließlich wollte die junge Kolonialmacht Belgien damit ihren Rang gegenüber älteren Rivalen demonstrieren.
Als persönliche Katastrophe empfand Rembrandt Bugatti den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Das Elend kriegsversehrter Soldaten, das er als Helfer in einem Lazarett ertrug, machte ihn schwermütig. Ebenso traumatisch war für ihn die Entscheidung der Zoodirektion, die meisten Tiere zu töten, da man in Kriegszeiten ihre Pflege und Ernährung ebenso wie die teure Heizung der Tierhäuser nicht gewährleisten konnte. Deprimiert und finanziell in einer prekären Situation, weil er während der Kriegsjahre nichts verkaufen konnte, nahm er sich 1916 mit 31 Jahren in Paris das Leben.
Kultstatus bei Sammlern
Elefanten, Löwen, Tiger, Leoparden, Hunde, Katzen, Pferde, Esel, Giraffen, Nilpferde, Affen, Kängurus und Flamingos – etwa 80 von 300 bekannten Werken Bugattis zeigt die fulminante Ausstellung in der Berliner Alten Nationalgalerie, der Großteil von Exponaten stammt aus Privatbesitz. Besonderen Kultstatus bei Sammlern weltweit genießen – neben der legendären Kühlerfigur des Elefanten – Bugattis Raubkatzen wie der schreitende Panther.
Rembrandt Bugatti Bis 27. Juli 2014 Alte Nationalgalerie, Berlin Deutsch/ Englisch Hrsg. von P. Demandt und A. Daemgen Katalog Hirmer Verlag € 45,– (Deutsche Ausgabe leider derzeit nicht unter www.hirmerverlag.de erhältlich.)