Pavel Feinstein

No. 02/2015

Pavel Feinstein, 1851, 2015

Pavel Feinstein, 1851, 2015

Pavel Feinstein, Meister des Porträts und des Aktes, widmet sich vor allem Stillleben. Er arrangiert sie mit einer Bandbreite von Zutaten – Metaphern, die in üppiger Zusammenstellung bereits den alten Meistern Stoff für repräsentative Tischensembles lieferten: Austernschalen, das traditionelle Symbol für Lustbarkeit, Granatäpfel, der Inbegriff der Fruchtbarkeit, Zitrusfrüchte, ehemals ein Zeichen von Reichtum. Doch erst beim näheren Hinsehen bemerkt man, dass die Tafelfreuden, die noch bei Manets Frühstück im Atelier großbürgerlichen Wohlstand transportierten, in Feinsteins Bildern längst den Höhepunkt überschritten haben. Die Austernschalen sind leer, ebenso die Fischhäute, willkürliche Anordnungen wie Knoblauchknolle und Frühstücksei entbehren eines abgestimmten Speiseplans und bringen einen ironischen Charakter ins Spiel. Feinstein, der Schöpfer verdrehter Welten? Ein Melancholiker scheint hier am Werk, der mit technischer Bravour Stillleben wie Akte inszeniert, morbide Szenarien vor grauem Grund aufbaut und seine Malutensilien aus dem Fokus zu nehmen vergisst. Was bleibt? Verwischte Grenzen zwischen Maler und Gemaltem, interessante Entdeckungen im Bildraum und ein Experimentierfeld für allerhand Witz – wie das Hühnerei mit Haltbarkeitstempel, das mit einem Augenzwinkern die Moderne aufs Korn nimmt. af

9783777424477_3Dn
Pavel Feinstein
Das kleine Format
Kay Heymer
Hirmer Verlag € 29,90