Malen, um zu verstehen

"Ein Bild muss Gedanken tragen"

No. 04/2017

Reisende auf dem nächtlichen Bahnsteig, Jazzbands, Marktszenen, Cafébesucher, Akte, Porträts, Demonstranten, Polizeiaktionen – der Mensch ist das zentrale Thema des Malers Georg Eisler (1928–1998), dem in Salzburg eine große Werkschau gewidmet ist.

Georg Eisler, Yardbird Suite, 1994, Museum der Moderne Salzburg © Bildrecht, Wien 2017, Foto: Rainer Iglar

Der gebürtige Wiener und im Exil in Großbritannien aufgewachsene Eisler hatte zu Salzburg eine besondere Beziehung. Hier trat er 1981 die Nachfolge von Oskar Kokoschka als Leiter der „Schule des Sehens“ der Internationalen Sommerakademie an und unterrichtete bis 1996 Malerei und Zeichnung. Eisler hatte Kokoschka bereits 1944 kennengelernt und bei ihm neben seinem Kunststudium Privatunterricht genommen. Mit seiner figurativen Malerei knüpfte er an die österreichische Moderne an und besann sich gleichzeitig auf den Einfluss der School of London, vertreten durch Maler wie Lucian Freud und Francis Bacon. Inhaltlich beschäftigte er sich mit dem Menschen als Individuum und Teil der Masse. Dabei war es ihm ein Anliegen, für politische Ereignisse wie der Studentenrevolten der 1960er und 70er Jahre oder der Niederschlagung des Prager Frühlings eine gültige künstlerische Form zu finden, um „durch Interpretation der Wirklichkeit die Welt zu verstehen“. cs

Cover für Georg EislerGeorg Eisler
Welt-Anschauung
Bis 4. April 2018
Museum der Moderne Salzburg
Ausstellungskatalog
Hrsg. von Sabine Breitwieser
Hirmer Verlag € 29,90