Kein Entkommen

Unheimliche Interieurs

No. 04/2016

Es ist kein Zufall, dass Maler parallel zum Erscheinen von Sigmund Freuds Aufsatz „Das Unheimliche“ im Jahr 1911 in ihren Bildern Interieurs als Räume der Bedrohung und Einsamkeit darstellten. Die Ausstellung Unheimlich entführt uns anhand von mehr als 100 Gemälden und Papierarbeiten von 25 Künstlern in einen abgründigen Parcours durch Orte der Angst.

Edvard Munch, Mord, 1906, Munch Museum, Oslo © Foto: Munch Museum, Oslo

Edvard Munch, Mord, 1906, Munch Museum, Oslo © Foto: Munch Museum, Oslo

Das Unheimliche am Unheimlichen liegt schon in der Doppelbedeutung des Wortes: Wird hier das Nicht-heimelige oder eher das Mysteriös-heimliche benannt? In jedem Fall beschreibt es den Übergang von etwas Vertrautem zum Verborgenen, vom Erwarteten zum Irritierenden. Wir empfinden etwas als unheimlich, wenn sich Dinge verschieben, unversehens dort wieder auftauchen, wo wir sie nicht vermuten. Künstler wie Edvard Munch, Alfred Kubin, James Ensor oder Max Beckmann haben Ende des 19. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in eindringlichen Bildern Räume als Albtraumorte gemalt und damit die Enge der Welt, die Isolation des Einzelnen, Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Irrsinn thematisiert. cv

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Unheimlich Innenräume von Edvard Munch bis Max Beckmann 
Bis 29. Januar 2017 Kunstmuseum Bonn 
Hrsg. von Volker Adolphs Beiträge von Volker Adolphs, Johannes Binotto, Felix Krämer
Text: Deutsch / Englisch
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 45,–