Es lebt

Die Renaissance des Ornaments

No. 04/2013

Zierrat, Schnörkelei, Teufelszeug – dogmatische Verfechter des Purismus hatten das Ornament in der Vergangenheit mehr als ein Mal für tot erklärt. Seit einigen Jahren erlebt es jedoch eine Renaissance und inspiriert die junge Designergeneration zu lustvollen Entwürfen.

Christoph Jamnitzer, Ornament, ca. 1600

Christoph Jamnitzer, Ornament, ca. 1600

Der Kerzenleuchter hätte so nie funktioniert, vermutlich war der Entwurf auch nicht für die praktische Umsetzung gedacht. Die Surrealisten jedoch waren begeistert. Künstler wie der Nürnberger Goldschmied Christoph Jamnitzer boten ihnen mit absurd-grotesken Entwürfen aus dem 17.Jahrhundert eine reiche Auswahl an inspirierenden Vorlagen für eigene Kunstwerke. Bis heute sind die Ornamente vergangener Epochen unerschöpfliche Quellen für Designer, Grafiker, Kunsthandwerker und Architekten.

Dass historische Ornamentstiche aus dem 15. bis 20.Jahrhundert in einer beispiellosen Vielfalt und Akribie zusammengetragen wurden, verdanken wir Rudolf Berliner, der in den 1920er Jahren als Chefkurator das Bayerische Nationalmuseum in München prägte und die Grafikbestände bedeutender Museen sichtete. Seine umfangreiche Publikation Ornamentale Vorlageblätter ist heute längst vergriffen und nur noch zu horrenden Preisen im Antiquariat zu erstehen. Die 120 schönsten und wichtigsten Abbildungen sind nun in einer Sonderausgabe versammelt und versprechen neben Inspiration ungetrübtes visuelles Vergnügen. cs

Ornamentale Vorlageblätter des 15. bis 20. Jahrhunderts
Von Rudolf Berliner Selektierte Edition Mit einem Vorwort von Corinna Rösner
Klinkhardt & Biermann € 29,90