Die jungen Wilden der Renaissance

No. 04/2014

Anfang 1500 warf eine junge Künstlergeneration um Albrecht Altdorfer die konventionelle Bildsprache über Bord und schuf Werke, die zu überraschend modernen Ergebnissen führten. Mit rund 120 Exponaten widmet sich die Ausstellung FantastischeWelten dem Phänomen des Expressiven im 16. Jahrhundert.

Albrecht Altdorfer, Geburt Christi, um 1511, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Berlin Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Gemäldegalerie, Berlin

Albrecht Altdorfer, Geburt Christi, um 1511, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Berlin Foto: Staatliche Museen zu Berlin/Gemäldegalerie, Berlin

Es sei „ein außerordentliches Vergnügen, sich eine derart abgedrehte, überraschende und amüsante Kunst anzuschauen“, sagt der Kurator Jochen Sander. Sein Kollege Stefan Roller begeistert sich für die Fülle der Motive und das „vollkommene Tohuwabohu“, das auf den ersten Blick in den Kunstwerken herrsche. Die beiden Ausstellungsmacher verstehen es glänzend, den Besucher für die Wiederentdeckung einer Stiltendenz in Europa zu interessieren, die in der Kunstgeschichte unter dem Begriff Donauschule eingeordnet wurde.

Im frühen 16. Jahrhundert scherten sich die jungen Wilden wie Albrecht Altdorfer, Wolf Huber oder Hans Leinberger wenig um die mathematisch konstruierten Proportionen des menschlichen Körpers. Sie zogen Gliedmaßen in die Länge oder verkürzten sie, bauschten Gewänder dramatisch um die Körper, sorgten mit Lichteffekten wie Gewitterleuchten oder göttlichem Schein für eine expressive Stimmung und interpretierten die Gattungen Landschafts-, Historienbild sowie Porträt unkonventionell und neu. Für diesen hochspannenden Ausflug in den „frühen Expressionismus“ eignet sich als geistiger Reiseproviant hervorragend der prächtig illustrierte Ausstellungskatalog. cs

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Fantastische Welten Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500 
Bis 8. Februar 2015
Städel Museum, Frankfurt a. Main

Hg. Jochen Sander, Stefan Roller, Sabine Haag, Guido Messling
Katalog Hirmer Verlag € 45,–
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