Aussichtslos, aber nicht ernst

No. 02/2012

Wer in diesem Sommer plant, den Urlaub in Österreich zu verbringen, dem sei Stermanns amüsante Anekdotensammlung Sechs Österreicher unter den ersten fünf als Einführung in die österreichische Volksseele empfohlen. Der seit 23 Jahren in Österreich lebende Autor und Kabarettist macht den für die Alpenrepublik typischen Grant auch für „Nicht-Ösis“ begreifbar – ein unschätzbarer Beitrag zur Völkerverständigung, denn der „Deitsche“, der den grantelnden Einheimischen zu nehmen weiß, darf sich in Zukunft in Österreich stets auf der sicheren Seite fühlen: Ein Reiseachterl auf den Heimweg oder eine Extraportion Obers sind dann immer drin. Stermann, gebürtiger Duisburger, ist aufgrund seiner Lakonie und street credibility bei seinen Protagonisten auf Anhieb wohl gelitten. Der Autor lässt uns u. a. in die tief schwarzen Seelen einer maulfaulen Wurstverkäuferin, eines chaotischen Architekten oder eines diebischen Zahnarztes blicken. Vogelwild ist vor allem der Auftritt der „Wilden Wanda“, der bekanntesten Zuhälterin Österreichs. Freilich geht’s in diesem Büchlein ab und an ein wenig derb zu. Aber ohne diese Bitterstoffe könnte man die süßen Mehlspeisen auch gar nicht goutieren. kh

Sechs Österreicher unter den ersten fünf: Roman einer Entpiefkenisierung 
Von Dirk Stermann 
Ullstein TB € 9,99