Akt und Mehr

Münster feiert Henry Moore

No. 04/2016

Henry Moore (1898–1986) zählt zu den einflussreichsten Bildhauern der Nachkriegszeit und ist mit Münster seit 1976 vielschichtig verbunden. Zur Übergabe seines Stone Memorials erschien Moore damals persönlich und ebnete damit den Weg für zukünftige Zusammenarbeit. Die aktuelle Sonderschau im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster feiert den britischen Bildhauer mit einer umfassenden Werkschau und zeigt ihn in Wechselbeziehung zu seinen Zeitgenossen.

Henry Moore, Three Piece Reclining Figure No. 2: Bridge Prop, 1963, Tate, London: Presented by the artist 1978 © Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation; Foto: Tate, London 2016

Henry Moore, Three Piece Reclining Figure No. 2: Bridge Prop, 1963, Tate, London: Presented by the artist 1978 © Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation; Foto: Tate, London 2016

Den größten und bekanntesten Anteil von Moores Werken bildet das wiederkehrende, bildhauerische Motiv der Liegenden, welches bis heute als das zentrale Thema seines Schaffens gilt. Bereits Anfang der Dreißigerjahre begann sich der Bildhauer mit dem klassischen Thema der liegenden Frau auseinanderzusetzen, dieses weiterzuentwickeln und schließlich den Körper in mehrere Teilstücke aufzugliedern. Die Motivgruppe zeigt deutlich die Spannung seiner Bildsprache zwischen Figuration und Abstraktion als auch innerer und äußerer Form – damit lotete der Künstler die Möglichkeiten eines Variantenreichtums aus, wofür sich gerade diese Pose anbot. 1934 gipfelte Moores Abstraktion in der nahezu vollkommenen Auflösung der menschlichen Formen.

Durch seine Teilnahme an einer Vielzahl von Ausstellungen, darunter mehrmals an der documenta, wurde Moore weltweit bekannt. Rund 40 Jahre nach dem letzten Besuch des Künstlers in Münster richtet die Sonderschau Henry Moore. Impuls für Europa im LWL-Museum für Kunst und Kultur den Fokus auf 120 Plastiken, Skulpturen und Papierarbeiten aus allen Schaffensphasen und offeriert damit einen repräsentativen Querschnitt durch sein OEuvre. Darüberhinaus haben die beiden Kuratoren, Tanja Pirsig-Marshall vom hiesigen Museum und Chris Stephens von der Londoner Tate Modern, 16 weitere Künstler ausgewählt, die einen Austausch mit Moore erkennen lassen, darunter Weggefährten, wie Hans Arp, Alberto Giacometti, Barbara Hepworth, Henri Laurens und Pablo Picasso, oder die jüngere Künstlergeneration, etwa Theo Balden, Willi Baumeister, Joseph Beuys, Karl Hartung, Bernhard Heiliger, Markus Lüpertz u.a. Die Gemeinsamkeit: Fast alle dieser Künstler besuchten 1950 die erste Moore-Ausstellung in Deutschland. na

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Henry Moore Impuls für Europa 
Hg. Hermann Arnhold, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Westfälisches Landesmuseum, Münster
Beiträge von Ch. Stephens, Ch. Lichtenstern, M. Müller, T. Pirsig-Marshall u.a.
Bis 19. März 2017 LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Deutsch/ Englisch
Katalog zur Ausstellung Hirmer Verlag € 39,90