Abstieg in die Unterwelt

"Verunsichern, aber nicht destruktiv"

No. 02/2017

Seit 1969 beschäftigt sich Gottfried Helnwein in seinem malerischen und fotografischen Werk mit dem Thema des leidenden und verwundeten Kindes. Dafür wurde er als „Schockmaler“ beschimpft, Bilder wurden beschlagnahmt, Ausstellungen abgebrochen. Der heute weltweit anerkannte Künstler will mit seinen Arbeiten provozieren und „die Menschen aus ihrer Eingefrorenheit“ lösen. 70 Hauptwerke aus allen Schaffensphasen sind zurzeit im Werner Berg Museum zu sehen.

Gottfried Helnwein, The Disasters of War 47, 2012 © Gottfried Helnwein, VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Gottfried Helnwein, The Disasters of War 47, 2012 © Gottfried Helnwein, VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Es gibt kaum eines der Bilder von Helnwein (geb. 1948), die kein Unbehagen auslöst: Kinder, die Opfer von Gewalt, Missbrauch, Repressionen sind oder selbst zu Tätern werden, dazwischen Mickymaus-Figuren, Adolf Hitler und surreale Figurengruppen. Der Künstler nutzt die Leinwand als Bühne, auf der er alle Akteure für seine realen oder fantastischen Dramen zusammenbringt und sie in verstörenden Momentaufnahmen bannt. Der Ausgang dieser Geschichten bleibt immer offen, Helnwein überlässt es dem Betrachter, sie zu Ende zu erzählen, denn „meine Bilder geben keine Antworten, sie stellen Fragen“. Stellvertretend für alle, die verdrängen und wegsehen, will Helnwein auf das Abgründige blicken, auf den Tod, die Trauer, Scham oder Hilflosigkeit. Was aus dem Gesehenen zu schließen ist, gibt er dem Betrachter nicht vor – jeder kann in den Bildern auf eigene Dämonen treffen und sich ihnen stellen, was nach Ansicht des Künstlers „zur Hoffnung verleitet.“ um


Gottfried Helnwein: Kind 
Bis 30. Oktober Werner Berg Museum Bleiburg, Kärnten 
Katalog zur Ausstellung 
Hrsg. von Harald Scheicher 
Beiträge von Christoph Klimke, Josef Winkler
Hirmer Verlag € 39,90