Strich für Strich

No. 02/2012

Von Dorothee Palka

Jean-Jacques Sempé, allen ein Begriff , ist einer der größten französischen Zeichner – und eine lebende Legende. Sein humoristischer Klassiker Der kleine Nick begeisterte seit den 60ern ganze Generationen von Kindesbeinen an, regelmäßig zeichnet er für französische Wochenmagazine wie Paris Match und L’Express, und seine zart-schönen Kompositionen haben ihm allein 103 Titelblätter im weltberühmten New Yorker eingebracht. Am 17. August feiert er nun seinen 80. Geburtstag – und das Wilhelm-Busch-Museum Hannover gratuliert ihm dazu mit einer Sonderausstellung von 100 seiner Zeichnungen.

Sempés Cartoons entstehen im Pariser Atelier, hoch oben auf dem Boulevard Montparnasse – dem Himmel zum Greifen nah. Hier bewegt sich der Künstler außerhalb der Zeit und taucht seine tänzelnd leichte Feder in ein großes Fass von Humor, die einzige Waffe, die er besitzt. Sempé ist kein politischer Karikaturist. Seit fünfundfünfzig Jahren zeichnet er gegen den Untergang des humoristischen Cartoons an, der ihn selbst vor dem Unerträglichen schützt. Im Privaten gibt er sich ausgesprochen schwierig, überaus diskret, extrem zurückhaltend und von einer schweigsamen Eleganz.

„Ich beobachte nicht, ich zeichne nur,“ lautet sein Credo. Seine Figuren entstehen nicht nach der Realität. Sie entspringen ausnahmslos seiner Fantasie, so auch die Welt von wimmelnden Männern und Frauen in seinem Buch Un peu de Paris. Verloren in schwindelerregenden Häuserschluchten und Abgründen zeichnet uns hier Sempé ein umfassendes Bild „seines“ Paris, der Stadt, die ihn kürzlich, sechs Monate lang, mit einer umfassenden Ausstellung im Rathaus würdigte.

Dass seine Werke auch nach Bayern kommen, würden wir uns gerne wünschen. Sicher ist, dass Sempé zumindest einmal Zeit in München verbracht hatte, denn hier lernte er sein deutsches Lieblingswort kennen. Schon der Klang dieses Wortes erinnerte ihn an Licht, an seine Lieblingsmusik, den Jazz: es ist das Wörtchen „vielleicht“.

Ausstellung Sempé, ein bisschen Paris und anderswo 
vom 13. Juni bis 23. September im Wilhelm-Busch-Museum, Hannover