Küsse am Nachmittag

Mit Plogsties durch die Kunstgeschichte

No. 04/2014

Sein Ansatz ist ungewöhnlich, seine Ausbildung meisterlich, seine Arbeit faszinierend: Der Maler Jochen Plogsties, ehemaliger Student an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und Meisterschüler von Neo Rauch, präsentiert bis zum 15. Februar sein überraschendes Werk in der Kestnergesellschaft in Hannover. Mit dieser umfassenden und erstmaligen Einzelausstellung Jochen Plogsties. Küsse am Nachmittag wird ein Künstler in den Fokus gerückt, der viele Fragen aufwirft.

Vor diesem Maler ist kein Bild sicher: Ob Katalogabbildungen, Schallplattenhüllen, Magazin-Cover, Fotografien, Postkarten oder Internetbilder – Plogsties lässt sich von bekannten Kunstwerken Alter und Neuer Meister anregen und nimmt Kunstreproduktionen jeglicher Art als Ausgangspunkt für seine eigenen Werke. Er kopiert sie und „rückübersetzt“ damit die bereits reproduzierten Meisterwerke. Plogsties spielt mit Größenwechseln, Bildausschnitten sowie Pinseltechniken und verfremdet das vertraute Original. Eine Mona Lisa wird zur Mona Lisa 2.0, aber auch Pablo Picassos Harlekin oder Jan van Eycks Bildnis eines Mannes mit rotem Turban gehen den Weg der Transformation à la Plogsties. Der Maler stellt unsere eingefahrenen Sehgewohnheiten auf den Prüfstand und hinterfragt die medialisierte Wirklichkeit, die uns glauben lässt, alles Wichtige schon einmal gesehen zu haben. Zu der Ausstellung ist im Hirmer Verlag, herausgegeben von Veit Görner, ein reich bebilderter Katalog erschienen, der einen rundum informativen Überblick über Plogsties bisheriges Schaffen schenkt. cv

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Jochen Plogsties. Küsse am Nachmittag
Hg. Veit Görner, Lotte Dinse
Deutsch / Englisch
Hirmer Verlag € 29,90